Liebe Freunde,
die 18 Stunden Stromausfall pro Tag bestimmen inzwischen unseren Tagesablauf und beeinflussen, wann was abgestellt bzw. wieder angestellt werden soll. Der Zeitplan für die Gemüsebewässerung ist einigermaßen kompliziert – manchmal nachts, manchmal tagsüber. Aber wir denken, dass wir uns inzwischen gut eingearbeitet haben, denn mit dieser Stromrationierung müssen wir sicherlich bis Anfang nächsten Jahres leben. Wir hoffen, dass die beiden nächsten Regenzeiten ergiebiger werden, damit die drei wichtigsten Wasserkraftwerke nicht wieder auf ein Viertel ihrer Kapazität gedrosselt werden müssen.
Auswirkungen der Dürre
Wir erhalten jede Woche Anfragen nach Arbeit, um Familien zu ernähren. Wir helfen, soweit es uns möglich ist. Zum Beispiel haben wir letzte Woche zwei Frauen angestellt, um trockenes Gras zu schneiden, das wir als Mulch im Gemüseanbau verwenden. Mit dem Traktor ginge das zwar wesentlich schneller, aber die beiden Frauen haben Kinder zu ernähren. Maismehl, für die meisten Menschen hier das wichtigste Grundnahrungsmittel, wird ständig teurer. Wir kaufen inzwischen jeden Monat etwa 1 Tonne Maismehl, das Teil der Bezahlung für unsere Angestellten ist, damit sie nicht einzeln bei einem Geschäft stundenlang anstehen müssen. Die Regierung hat zwar Verträge ausgeschrieben, um Mais einzuführen, aber so einfach ist das nicht, da die umliegenden Länder auch ähnlich schlechte Ernten hatten. Um selbst den Wasserverbrauch zu senken, bewässern wir die Wiese um unser Haus nur noch spärlich.
Begabtenförderung
Seit einigen Jahren helfen wir begabten Schülern aus unserer Grundschule, um ihnen eine Ausbildung an einer Hochschule zu ermöglichen, wenn die Eltern das Geld dafür nicht aufbringen können. Zurzeit haben wir vier junge Frauen in diesem Programm, die alle etwas im Gesundheitsbereich studieren: eine Hebamme, zwei Krankenpflegerinnen und eine Ärztin. Alle vier kamen letzte Woche bei mir vorbei, um mir ihre Zeugnisse zu zeigen und außerdem einen Brief der jeweiligen Hochschule mit den Gebühren für das nächste Semester. Als sie von ihrer Ausbildung sprachen, was ihnen besonders liegt, in welchen Fächern sie mehr büffeln müssen und was sie besonders interessant finden, hatte ich einen recht guten Eindruck von ihren Fortschritten. Hoffen wir also, dass sie in Zukunft engagierte Fachkräfte werden.
Langfristige Maßnahmen gegen die Auswirkungen extremen Wetters
Um mehr von dem Regen, den wir erhalten, zu „ernten“, arbeiten wir jetzt mehr als in früheren Jahren daran, „durchlässige Dämme“ in die Bachläufe auf unserem Gelände einzubauen. Der Effekt ist, dass dadurch der Ablauf des Wassers deutlich verlangsamt wird, mehr von dem Wasser in den Boden einzieht und die Bodenerosion drastisch verringert wird. Das ist ein weitverbreitetes Problem in Gebieten mit saisonalem Regen. (In Europa ist die jahrzehntelange Begradigung der Bäche ein wesentlicher Grund für Überschwemmungen.) Wir benutzen dafür einfach nur Steine und Baumäste. Dafür haben wir auch einige saisonale Arbeitskräfte eingestellt, damit sie ein Einkommen haben, um ihre Familien in diesem Dürrejahr zu ernähren. Die Erfahrungen, die wir mit dieser „Technologie“ bisher gemacht haben, sind sehr gut und wir zeigen nun auch Kleinbauern diese kostengünstige Möglichkeit, Regen zu ernten und Erosion zu verringern.
Für heute senden wir wieder herzliche Grüße aus Sambia
Eure Klaus und Christiane