Erfahrungsbericht über meinen Aufenthalt auf Twin Fountain, Sambia.
Michael Grünwald ist 45 Jahre, Schreinermeister über Herrn Prof. Seidel (Holztechnikmuseum in Wettenberg/Gießen) und über Herrn Prof. Schmitt mit dem Verein Good Hope in Kontakt gekommen.
Ende Oktober 2011 bin ich nach Sambia geflogen um mich der Herausforderung zu stellen dort eine Lehrwerkstatt einzurichten. Die Maschinen wurden, zum größten Teil, von einer Spende der Stiftung von Herrn Prof. Schmitt, Wettenberg gekauft.
Innerhalb von zwei Monaten habe ich mit Klaus Müller und zahlreichen Helfern und Mitarbeitern der Good Hope Schule die Werkstatt so weit eingerichtet, dass die Maschinen ihren Platz hatten, für einem logischen Arbeitsablauf gesorgt war und die Stromversorgung und Absauanlage funktionierte. In Deutschland wäre dies wesentlich schneller gegangen, doch in Afrika muss man viel mit „african engineering“ arbeiten. Was heißt das? Improvisieren, improvisieren und nochmals improvisieren. Zum Beispiel Teile bauen die es in Sambia nicht zu kaufen gibt und zu kaufen gibt es dort nur sehr wenig, Haltevorrichtungen schweißen, die Absauganlagen umbauen, Schalter reparieren (in Deutschland wird da einfach ein neues Teil eingebaut, die hier jedoch nicht unbedingt verfügbar sind). Dank Dieter Meyer (Vereinsvorsitzender von Good Hope-Förderverein) haben wir benötigte Schalter und sonstige Ersatzteile bekommen, welche weder repariert noch vor Ort gekauft werden konnten. Die Lieferung haben Besucher aus Deutschland übernommen. Ein Handycap war, dass die Werkstatt ca. 7 km von Twin Fountain weg ist und das Transportproblem eine ständige Herausforderung darstellte: öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht, Autos sind Mangelware und im ständigen Einsatz. Im Februar waren wir dann soweit, dass wir Holz eingekauft haben um die Maschinen einzurichten und die ersten Werkstücke zu erstellen. In der ganzen Zeit war ich immer wieder auf die Hilfe von Klaus angewiesen. Auch für ihn eine stetige Herausforderung, da er neben seiner Tätigkeit als Lehrer an der Landwirtschaftsschule auch die Verantwortung für die Twin Fountain Farm (Hühnerproduktion, Rinderherde, Gemüseproduktion, Fuhrpark und vieles mehr) hat. Wichtiger noch sind die sozialen Aufgaben wie Mitarbeitergespräche, Gemeindearbeit und natürlich seine eigene Familie. Nachdem die Werkstatt funktionstüchtig war, habe ich mir eine Auszeit genehmigt und bin nach Tansania und Sansibar gereist. Eine wunderschöne und inspirierende Zeit für mich.
Danach habe ich mich der Holzbeschaffung zugewendet. Sambia hat sehr viel wunderbares Holz, allerdings ist die Versorgung damit nicht so einfach wie in Deutschland. Deswegen haben wir eine Lagermöglichkeit neben der Werkstatt schaffen müssen. Jetzt kann Holz gekauft, gelagert, Luft getrocknet und dann für Aufträge verarbeitet werden. Damit ein Teil des Bedarfes aus eigenen Mitteln gedeckt werden kann hat Klaus auf der Farm einen Baum fällen lassen. Ein ganz großes Problem bei der Holzlagerung sind die Termiten. Selbst in Stahlcontainern finden sie einen Weg um an Holz zu gelangen und zu fressen. Eine frustrierende Situation ist die völlig desolate Stromversorgung. Es vergeht kaum ein Tag an dem nicht für, meistens mehrere Stunden, der Strom ausfällt. Da liegt ein Holzstück auf der Säge und plötzlich geht nichts mehr, weil mal wieder der staatliche Stromlieferant abgeschaltet hat.
Ein persönliches Resümee meiner Zeit in Sambia:
Es war eine sehr abenteuerliche, erfüllende, interessante, bereichernde und schöne Zeit. Ich habe viele interessante Menschen kennenlernen dürfen, Eindrücke gewonnen und Erfahrungen gesammelt die ich nicht missen möchte. Es war ein ganz tolles halbes Jahr und ich möchte jedem Mut machen eine Zeit dort zu verbringen, zu helfen, Menschen kennen zu lernen, die Gastfreundschaft zu erleben und dadurch den eigenen Horizont zu erweitern. Ich habe mir vorgenommen im nächsten Jahr wieder nach Sambia zu gehen!